Samstag, 5. Juli 2014

1914-2014 ...und die Frage: "Muß man so lange blutige Kriege führen, bis der Friede da ist, muß man erst alles kaputt machen, damit über die Erde hin kein Kaputtmachen mehr möglich ist"?



Da ich mit dem vorgehend hier veröffentlchten Text von Rudolf Steiner zu den Ereignissen des Ersten Weltkriegs eine so freundliche und 'mittragende' Resonanz gefunden habe ....und weil es so unendlich wichtig ist, dass wir zu anderen Stellungen gegenüber der Wirklichkeit kommen, füge ich noch einen weiteren Auszug aus einem Vortrag Rudolf Steiners aus dem Jahr 1917 an:







Entweder der Geist wird begriffen oder das Chaos bleibt. Ein überkleistertes Chaos würde nicht besser sein als das heutige blutige. Wenn wir nichts anderes haben in den nächsten Jahren als wieder und wieder Materialismus, und vielleicht einen erhöhten Materialismus, wenn es etwa dazu kommen sollte, daß auf der Grundlage dessen, was jetzt in den letzten drei Jahren geworden ist und wovon sich die schlafende Menschheit noch keine Rechenschaft gibt, wenn auf dieser Grundlage ein neues Wettrennen nach materiellen Gütern entstehen sollte, wie es manche herbeisehnen als ein Ergebnis des Friedens, dann würden die Seelen wiederum durch die Todespforte gehen und das Lechzen haben nach Zerstörung hier. Die Zerstörung würde nicht aufhören.
Einzig und allein einen Begriff sich verschaffen, eine Empfindung, einen inneren Impuls sich verschaffen von der Notwendigkeit der Spiritualisierung! Dann wird man in dem Maße, in welchem man sich das verschafft, weiterkommen. Wer die Zeit ein wenig verstehen will und diese Zeit an so ernsten Wahrheiten mißt,… der muß doch eine einigermaßen genügende Empfindung erhalten von all dem Furchtbaren, von all dem trostlos Trivialen und Oberflächlichen, was jetzt in der Welt geschrieben und gesagt wird.
Denken Sie sich eine Schar von Kindern, sie zerbrechen Ihren Eltern Töpfe, Teller, Gläser, alles. Man sieht sie an und denkt nach, wie da Einhalt gebieten, da die Kinder immer wieder nach der Küche und nach der Speisekammer und überallhin laufen, wo es noch etwas Zerbrechbares gibt. Endlich kommt man darauf, wie man dem Einhalt gebieten kann. Eine Anzahl von Menschen, die da zuschauen, die sogar die Erzieher der Kinder sein wollen, kommen darauf: Sie sorgen dafür, daß alles Zerbrechliche geholt und zerschlagen wird, bis gar nichts mehr da ist. Dann wird nichts mehr zerbrochen, dann ist es mit dem Zerbrechen zu Ende! - Ich weiß nicht, wie viele Menschen es geben wird, die nicht solche Erzieher für Toren halten würden. Da würde man das ja wohl einsehen. Wenn aber weise sich dünkende Menschen durch die Welt tönen: Man muß so lange blutige Kriege führen, bis der Friede da ist, man muß erst alles kaputt machen, damit über die Erde hin kein Kaputtmachen mehr möglich ist , dann sieht man das für Weisheit an. So lange morden, als es nur geht, um das Morden abzuschaffen, um das Morden zu bekämpfen, das ist Weisheit!
Für den, der noch ein Fünkchen Logik empfinden kann, ist das nicht mehr Weisheit, als wenn der Erzieher einer Kinderschar sagt: Damit nur ja nichts mehr zerbrochen wird, lasse ich schnell alles noch herbeischaffen, damit das letzte Stück auch noch zerbrochen wird, und dann wird wohl nichts mehr zerbrochen werden. - Warum nennen die Leute das letztere Torheit, das erstere Zukunftspolitik? Weil der Menschen Gedanken heute da aufhören, wo sie gerade am intensivsten werden sollten: wo sich diese Gedanken auf die großen Schicksalsfragen beziehen.“ (1)


(1)  Rudolf Steiner - Die spirituellen Hintergründe der äusseren Welt S.22-23 Rudolf Steiner Verlag 1966

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